Geschichte des Instituts für Psychologie
130 Jahre psychologische Forschung (1894 - 2024)
Das erste experimentalpsychologische Laboratorium der österreichisch-ungarischen Monarchie entstand 1894 in Graz. Bereits im Wintersemester 1886/87 begann der Philosoph und Psychologe Alexius Meinong aus eigenen Mitteln an der Karl-Franzens-Universität Graz experimentalpsychologische Übungen abzuhalten. Die faktische Leitung des Labors übernahm sehr bald Stephan Witasek (1870 – 1915), der 1913 zum Extraordinarius ernannt wurde. Nach dem frühen Tod Witaseks wurde die Laborarbeit von Vittorio Benussi (1878 – 1927) weitergeführt; er habilitierte 1905 mit einer Habilitationsschrift „Zur Psychologie des Gestalterfassens“. Mit der „Gegenstandstheorie“ gab Meinong den konzeptuellen Rahmen für die gestaltpsychologische Forschung vor. Der letzte Doktorand Meinongs war Fritz Heider (1896 – 1988), der mit seinen in den USA durchgeführten Arbeiten auf dem Gebiet der Attributions- und Balancetheorie zu einem Pionier der modernen Sozialpsychologie wurde.
Nach dem Tod Meinongs wurde die Laborarbeit von Othmar Sterzinger, der sich noch 1920 bei Meinong für Experimentalpsychologie habilitierte, nebenberuflich weitergeführt.
Weitere im Bereich der Psychologie tätige Dozenten waren Ernst Mally und Otto Tumlirz. Der Philosoph Ernst Mally übernahm 1922 zunächst die provisorische Laborleitung; 1925 wurde er als Nachfolger von Meinong zum Ordinarius ernannt. Im Jahre 1942 ging die Laborleitung auf Tumlirz über. Im November 1944 wurde Ferdinand Weinhandl (1896 – 1973) auf die nach Mally vakante Professur berufen. Er lehrte von 1945 bis 1946 und 1950 bis 1965. Im Jahre 1958 wurde er zum Ordinarius für Psychologie und Pädagogik ernannt. Im März 1968 übernahm Erich Mittenecker das nach Weinhandl freigewordene Ordinariat für Psychologie. Mit seinem Dienstantritt konnte den Erfordernissen einer modernen Psychologie Rechnung getragen werden.
Autor: Helmuth P. Huber